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Ebel Uhren und ihre Erfolgsgeschichte


Was Ebel-Uhren für mich so sammelwürdig macht:

Ebel-Uhren werden so heute nicht mehr gebaut, somit weisen sie eine natürliche Limitierung auf. Dann noch besondere Stücke zu finden, reizt mich sehr.

Für viele Uhrenliebhaber ist die Relevanz der Marke Ebel in den 70er bis 90er Jahren unbekannt, da die Geschichte im Vergleich zu anderen Marken wie Omega oder Rolex nicht sonderlich vermarktet wurde. Ebel ist daher für mich eine spannende Nische abseits ausgetretener Pfade.

Zusätzlich bietet Ebel eine sehr hohe Gehäusequalität mit einzigartigem und unverkennbarem Design. Das extravagante Aussehen in Verbindung mit klassischen, gar zeitlosen Proportionen macht die Uhr für mich sehr attraktiv. Ob klassische Modelle wie auch limitierte, aufwendig hergestellte „Special Editions“, Ebel-Uhren sind nach wie vor auf dem Zweitmarkt für vergleichsweise wenig Geld zu bekommen. Mit etwas Suche kann man durchaus noch wahre Schnäppchen machen und echte Schätze finden. Dieser Beitrag soll einen kleinen Einblick in die Geschichte von Ebel geben, dem Leser meine Leidenschaft zu diesen exquisiten Uhren übermitteln und Anstoß für Diskussion sein. Stellt Fragen, schreibt uns Eure Meinung direkt in die Kommentare.

 

Geschichte:

Die Uhrenmarke Ebel wurde am 15. Juli 1911 von den Eheleuten Eugene Blum und Alice Lévy in La Chaux-de-Fonds, Schweiz, gegründet und setzt sich aus deren ersten Buchstaben Eugène Blum et Lévy zusammen. Eugene Blum spezialisierte sich auf die technische und funktionelle Umsetzung der Uhren, während seine Frau Alice Lévy für die optischen und ästhetischen Aspekte zuständig war.

Unter der Leitung des Enkelsohns von Blum und Lévy, Pierre-Alain, konnte Anfang der 1970er Jahre ein deutlicher Anstieg der Produktionszahlen gemessen werden, was mitunter der Zusammenarbeit mit Cartier geschuldet war. Ebel belieferte die französische Marke mit Schweizer Quarzwerken der eigenen Marke, welche sowohl zu dieser Zeit als auch heute noch in die Must de Cartier integriert werden. Mit diesem Schachzug gelang es Pierre-Alain, zu dieser Zeit Ebel zu einer der angesehensten Uhrenmarken der Schweiz zu machen.

1977 veröffentlichte Ebel die bekannte „Sport Classic-Linie“ mit Schweizer Quarzwerk, die großen Erfolg erzielte. Nur drei Jahre später brachte Ebel die Modellreihe „1911“ in Reminiszenz zum Gründungjahr der Marke heraus, die ebenfalls Anklang fand.

Anfang der 80er Jahre sah Ebel den Erfolg der Automatikuhrwerke wieder zurückkommen und arbeitete zusammen mit der Marke Zenith daran, das El Primero-Werk in die „Sport Classic-Linie“ zu verbauen, was ihnen 1982 gelang. Der „Sport Classic Chronograph“ mit dem fünf Herz El Primero-Werk war ein voller Erfolg und erlangte internationale Aufmerksamkeit am Handgelenk von „Sonny“ Crockett in Miami Vice.


 

1986 erschien ebenfalls der „1911 Chronograph“ mit El Primero-Werk, jedoch gekennzeichnet als Ebel 134. Außerdem kennzeichnete sich dieser Chrono mit etwas modifizierter Optik, wie beispielsweise einer anderen Krone, Änderungen auf dem Zifferblatt und einem anderen Banddesign.

 


Erst 1988 verwendete auch Rolex in der „Daytona“ eine stark veränderte Variante des Zenith El Primero Chronographenwerks, welches unter anderem von der Frequenz reduziert und um die Datumsanzeige erleichtert wurde. Auch wenn Rolex oft als Vorreiter der modernen Wiederbelebung von Zenith gilt, war es eindeutig Ebel, der Zenith einen Neuanfang ermöglichte. Da Rolex eine hohe Kapazität der Zenith El Primero-Werke beanspruchte, musste Ebel einen anderen Weg finden, seine Chronographen-Werke zu beziehen.


Als Errungenschaft stelle Ebel 1995, nach mehr als fünf Jahren Entwicklung, ihren ersten eigenen Chronographen „Le Modulor“ (137) vor und wand sich mit einer Ausnahme, dem Ewigen Kalender Chronograph, von Zenith und dem El Primero-Werk ab.

Das Ebel -Kaliber 137 basiert auf Lemanias 1352 und wurde gemeinsam mit ihnen entwickelt. Das Werk wurde flacher, erhielt eine Incablock-Stoßsicherung, eine erhöhte Gangreserve und eine Triovis-Mikrometer-Reglage. Eine weitere Besonderheit an dem „Le Modulor-Werk“ war die Chronometerzertifizierung, die zu dieser Zeit nur sehr wenige Chronographenwerke hatten - eine wahrlich beachtliche Leistung.

Um die neuen 1911-Chronographen zu ehren, brachte Ebel 1995 vier verschiedene Jubiläumsmodelle in Gold und Platin mit aufwendiger Guillochierung, verändertem Logo und Perlmutt-Einlage heraus.

 


Jubiläumsmodelle zur Einführung des eigenen Chronographen „Le Modulor“:

E8137240 in 18K Gelbgold, Heritage-Logo, limitiert auf 499 St.

E3137240 in 18K Weißgold, Heritage-Logo, limitiert auf 249 St.

E5137240 in 18K Rosé Gold, Modernes-Logo, limitiert auf 249 St.

E4137240 in Platin, Pt 950, Modernes-Logo, limitiert auf 99 St.

 

Durch erfolglose Investitionen und Entscheidungen von Pierre-Alain in andere Unternehmen musste er Ende der 90er Jahre Ebel an das Unternehmen Investcorp verkaufen, das kurze Zeit später an den Luxuskonzern LVMH verkaufte und dann nach vier Jahren für 61,5 Mio. CHF an die MovadoGroup weiter verkauft wurde. Heute ist Ebel nach wie vor eine kleine Marke in der Movado Group, die sich hauptsächlich auf Damenuhren spezialisiert hat und alte Designs in die Moderne transferiert. An den riesigen Erfolg in den 70er bis Mitte der 90er Jahre, in der Promis und Athleten wie beispielsweise Boris Becker oder Nicki Lauda Ebel trugen, konnte die Marke nicht mehr anknüpfen.


Meine erste eigene Ebel. Die 1911 „85 Years of Ebel“:

Als ich Anfang dieses Jahres (2024) die kommenden Auktionen verfolgte, stieß ich auf das Lot 4 „Ebel 1911 85 years of Ebel“. Was für ein Start ins Ebel-Sammeln. Direkt mit der Reminiszenz an die Gründung. Gebaut wurde sie 1996 (mein Geburtsjahr) anlässlich des 85-jährigen Jubiläums der Marke Ebel. Limitiert auf je 85 Stück für Damen und Herren. Wahlweise auch als Pärchenset wie in den folgenden Bildern zu sehen. Besonders ist die Liebe zum Detail. Angefangen mit den Breguet-Ziffern und Zeigern in Roségold, die der Uhr eine Klassik verleihen, bis zum handguillochierten Zifferblatt, das mit rosa bis lila schimmernder Permutteinlage ebenfalls guillochiert ist. Unterhalb der Zeiger steht in geschwungener Schrift „certified Chronometer“, welches auf die Ganggenauigkeit von „COSC“ hinweist. Die Schwungmasse wurde ebenfalls mit einer liebevollen Gravur versehen. Mit 39 mm trägt die Uhr sich eher kleiner und wirkt deutlich klassischer.

 

 


Daten der Ebel 1911 „85 years of Ebel“, Ref.: 5080916S

• 85 Jahre Sonderedition anlässlich der Marke Ebel und ihren Gründern Eugene Blum und Alice Lévy

• 85 Herrenmodelle und 85 Damenmodelle

• 18k Roségoldgehäuse

• Handguillochiertes Zifferblatt

• Perlmutt Inlay auch handguillochiert

• Breguet Ziffern und Zeiger

• Heritage-Logo

• Automatikwerk Ebel Kaliber 080 Chronometer Zertifiziert

• Gravierter Rotor mit geschwungenem E

• Je nach Konfiguration gab es ein 18K Roségoldband oder ein Lederband mit 18K Roségold-Faltschließe


Nachdem ich meine erste Ebel gekauft hatte, bin ich nur noch tiefer in den „Kaninchenbau“ gefallen und habe mich noch weiter mit der Marke beschäftigt. Eine großartige Informationsquelle, die ich auch hier für diesen Post genutzt habe, ist von Phillips „The Fine Print: Ebel Is Back! „A Complete Collectors Guide To Complicated Ebel Wristwatches Of The Late 20th Century“. Nach intensiver Informationssuche und etwa 8 Wochen später, wurde ich auf Kleinanzeigen abermals auf eine besondere, sehr seltene Ebel aufmerksam.


„Le Modulor“ Chronograph:

Ohne viel Bedenkzeit musste ich auch hier zuschlagen. Ebel hat in den letzten 1-2 Jahren deutlich an Interesse bei Sammlern und in der Uhrencommunity zugelegt, was man an den steigenden Chrono24-Inseraten zu gewissen Modellen sieht, was jedoch in der breiten Masse und bei manchen Händlern noch nicht angekommen ist. Das bedeutet, es ist noch nicht unmöglich, seltene limitierte Modelle zu erschwinglichen Konditionen zu bekommen.

Präsentieren darf ich meine zweite Ebel, den Le Modulor Chronograph. Die Eigenentwicklung von Ebel und dazu noch eine der limitierten Varianten in Weißgold, die ich persönlich am spektakulärsten finde, da das Zifferblatt und das Gehäuse der Uhr einen eisigen monochromen Look ausstrahlen, der mit den Hilfszifferblättern des Chronos in Perlmutt in der Sonne silberkalt glänzt.



Daten zur Ebel „Le Modulor“ Chronograph Ref.: E3137240:

• Jubiläumsmodell limitiert auf 249 Stück

• 18K Weißgoldgehäuse, 41 mm Durchmesser

• Handguillochiertes Zifferblatt

• Perlmutt Hilfszifferblätter

• Breguet Ziffern und Zeiger

• Heritage-Logo

• Automatikwerk „Le Modulor“ Ebel Kaliber 137

• Gravierter Rotor

• Je nach Konfiguration gab es ein 18K Weißgoldband oder ein Lederband mit 18K Weißgold-Faltschließe

Die Referenznummer der Modelle setzt sich folgendermaßen zusammen:

Beispiel: E8137241

• Der Buchstabe E steht für die Herstellermarke Ebel

• Die erste Ziffer zeigt das Material des Gehäuses an. Diese werden folgendermaßen bezeichnet:

Gelbgold = 8

Weißgold = 3

Roségold = 5

Platin = 4 (nur auf Anfrage)

Stahl/Gold = 1

Stahl = 9

• Die nächsten drei Ziffern geben das Uhrwerk an:

El Primero Werk = 134

Le Modulor basierend auf dem Lemania-Werk, = 137

• Die letzten drei Ziffern geben Aufschluss über die Gehäuseart.

El Primero mit geschlossenen Gehäusedeckel = 901

Le Modulor mit Glasboden = 240

Le Modulor mit geschlossenen Gehäusedeckeln = 241


Die Weltzeit:

Die nächste Uhr, die ich vorstellen möchte, ist eine Ebel Voyager, die 1989 das erste Mal vorgestellt und in verschiedenen Zifferblattvarianten gebaut wurde. Die Voyager beinhaltet eine Weltzeitkomplikation und stellte eine weitere Komplikation im Ebel-Produktportfolio dar. Das Uhrwerk basiert auf einem ETA 2892-2 mit GMT-Modul und war damals im mittleren Preissegment angesiedelt. In heutiger Zeit ist die Voyager mit ihrem charakteristischen, geschwungenen Gehäuse auf dem Zweitmarkt ein wahres Schnäppchen.

Durch die innendrehende Rehaut und die drehbare Lünette ist es einfach, 22 verschiedene Zeitzonen anzuzeigen, und macht sie somit zu einer guten Reiseuhr.

Die Ebel Voyager gab es in verschiedenen Varianten, darunter auch die „Atlas“, die eine Weltkarte auf dem Zifferblatt hat. Diese Ausführung gab es mit polierten Flächen auf der Weltkarte in Stahl, Stahl-Gold oder Weißgold. Limitierte Editionen wie die von mir präsentierte Uhr kamen mit einem Gehäuse aus Gelbgold und emaillierter Weltkarte in verschiedenen bunten Farben. Acht verschiedene Varianten dieser Farbeditionen wurden jeweils 80 Mal gefertigt und sind auf 6 Uhr nummeriert. Zusätzlich gab es auch Sonderbestellungen, wie beispielsweise für das 70. Jubiläum von BMW.

Daten zur Ebel Voyager „Atlas“ Weltzeit, Ref.: 8123913

• Limitiert auf 80 Stück je Variante

• Emaillierte Weltkarte in verschiedenen Farben

• Silberglänzendes Zifferblatt

• Weltzeitfunktion

• 18K Gelbgoldgehäuse, 37mmm Durchmesser

• Haifischlederband

• Automatikwerk ETA 2892-2 mit GMT-Modul

• Je nach Konfiguration gab es ein 18K Gelbgoldband oder ein Lederband mit 18K Gelbgold-Faltschließe



1911 Chronograph:

Die vierte und letzte Uhr (bis jetzt) ist eine Ebel 1911-Chronograph in 38 mm mit dem berühmten Zenith El Primero-Chronographenwerk in einem 18k Gelbgoldgehäuse. Diese Uhr wurde ab den 80ern bis Mitte der 90er Jahre gebaut und versinnbildlicht den Erfolg von Ebel. Bei dieser Variante handelt es sich aber nicht um das reguläre Modell, sondern um ein sehr seltenes bläuliches Perlmutt Zifferblatt und Goldnuggets als Indizes. Zu erwähnen ist, dass diese Ausführung keine kleinen Diamanten auf den Indizes hat, da alle von mir recherchierten Uhren dieses Modells diese haben. Das Sondermodell gibt es in vier verschiedenen Perlmutt-Farben darunter in Pink, Weiß und Grau rötlich. Zu diesem Modell jedoch gibt es im Internet keine Angaben zu Historie, Stückzahl oder ähnlichen Informationen. Laut von mir befragten Ebel-Sammlern wurden aber nur sehr wenig dieser Uhren hergestellt - man geht schätzungsweise von etwa 30 Uhren pro Farbe aus, manche sind jedoch seltener als andere. Wie oft habe ich nicht explizit nach dieser Variante gesucht, war jedoch auf der Suche nach der Ebel mit El Primero-Werk. Als ein befreundeter Uhrensammler mir schrieb, ein befreundeter Händler hätte vor wenigen Stunden eine seltene Ebel angekauft, konnte ich kaum meinen Augen trauen. Ich nahm sofort Kontakt auf und wir einigten uns auf einen Preis. Ein Tag später konnte ich die Uhr abholen und war überwältigt. Ich hätte nie gedacht, diese Uhr jemals besitzen zu können. Wie auch bei den anderen Ebel Uhren ist es sehr schwierig, die wahre Kraft des Perlmuttzifferblatts mit der Kamera einzufangen.

Daten zur Ebel 1911 Chronograph Ref.: 8134901

•​18K Gelbgold-Gehäuse und Faltschließe

•​Blaues Perlmutt-Zifferblatt

•​Goldnuggets als Indizes

•​Automatikwerk „El Primero“ Zenith Kaliber 134

•​Extrem seltenes Modell

•​Haifisch-Lederband


 

Es lohnt sich immer, die Augen offen zu halten, dann findet man spannende Uhren und Geschichten dazu. Wenn man dann noch nur etwas genauer hinsieht, kann man echte Entdeckungen machen - auch bezahlbar, wenn man vor dem Trend ist.

 

Dieser Beitrag ist mit besten Wissen geschrieben worden, kann jedoch Fehler enthalten.

Erstellt von Instagram: Lagovintagewatches


Quellen:

127 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


Vielen Dank für diesen tollen Beitrag Gregor! Ich kann nur jedem empfehlen sich diesen Beitrag und vor allem die Bilder auf dem Desktop anzusehen, um die Schönheit dieser Ziffernblätter begreifen zu können.

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Guest
Aug 22

Amazing collection Gregor! That El Primero has a special place in my heart, if you ever decide to sell it, please don't be shy!

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